Nachhaltiges Landmanagement in Subsahara-Afrika:
Durch Forschung vor Ort Lebensgrundlagen verbessern
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte INTERFACES-Projekt arbeitet mit vier anderen regionalen Projekten zusammen, um die Integration, Kohärenz und Reichweite im Bereich des nachhaltigen Landmanagements.
Unterstützung von Entwicklungspfaden für ein nachhaltiges Landmanagement in Afrika
Die Landbewirtschaftung und die Sicherung, Nutzung, Kontrolle und Verwaltung landbezogener natürlicher Ressourcen ist eine der wichtigsten Triebkräfte für eine nachhaltige Entwicklung in Afrika. Eine nachhaltige Landbewirtschaftung sollte zur Ernährungssicherheit, zur Anpassung der Land- und Forstwirtschaft an den Klimawandel sowie zum Natur- und Umweltschutz beitragen und so organisiert sein, dass sie zu sozialer Gerechtigkeit führt.
INTERFACES wird die Regionalvorhaben der Förderinitiative dabei unterstützen, Veränderungen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung in Subsahara-Afrika voranzutreiben.
Dies soll durch zwei Tätigkeitsbereiche erreicht werden:
- Serviceleistungen, die auf sozialen Lernprozessen, Vernetzung und Verknüpfung mit relevanten Partnern, sowie auf Wissenschaftskommunikation und auf Ausbildung aufbauen, und
- Umsetzungsforschung, die die Relevanz, Reichweite und Umsetzung der Ergebnisse der Regionalvorhaben in der Praxis unterstützt.
Alle Aktivitäten und Überlegungen von INTERFACES werden auf die Frage ausgerichtet, wie Verhaltensänderungen erreicht werden können, und von den Grundsätzen der Transdisziplinarität, des sozialen Lernens und der Entkolonialisierung der Wissensproduktion geleitet. Alle Aktivitäten sollen geschlechtsspezifisch und sozial integrativ sein.
Gemeinsame Entwicklung von Innovationen für ein nachhaltiges Landmanagement in kleinbäuerlichen Betrieben in West-Afrika
Ziel von COINS ist die nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft, d.h. die Steigerung der Produktivität, ohne neue Flächen zu beanspruchen. Das deutsch-afrikanische Projektteam untersucht, welche effizienten Formen des Landmanagements zielführend sind, um die Landwirtschaft auf derselben Fläche in nachhaltiger Weise zu intensivieren – unter der Berücksichtigung von lokalen Rahmenbedingungen wie etwa Wasserverfügbarkeit und Bodeneigenschaften, aber insbesondere auch sozio-ökonomischen Gegebenheiten.
In COINS werden die entsprechenden Möglichkeiten katalogisiert und hinsichtlich ihrer Eignung in lokalen Kontexten in Untersuchungsgebieten im Norden Ghanas und im Senegal River Valley im Norden Senegals bewertet. In COINS wird ein landschaftsbezogener Ansatz verfolgt, der auf Modellierung, Erdbeobachtung und Datenwissenschaft basiert. Damit werden verbesserte Anbaupraktiken und Bewirtschaftungsmethoden der nachhaltigen Intensivierung auf produktivem Land und Bodensanierungspraktiken auf degradierten Böden gefördert.
Mit der Operationalisierung von Fördermechanismen, einschließlich umfassender Risikomanagementstrategien und eines Anreiz- und Überwachungsprogramms werden die Voraussetzungen für nachhaltiges Landmanagement geschaffen. Große Bedeutung kommt zudem der Entwicklung einer Reihe von Beratungsdiensten für Landwirte zur Umsetzung der nachhaltigen Intensivierung zu, so dass das Erreichen der von den Akteuren definierten Ziele unterstützt wird.
Entwicklung eines Entscheidungshilfesystems für ein nachhaltiges Landmanagement im Kontext von Klimawandel und Landrechten in Westafrika
Nachhaltiges Landmanagement trägt wesentlich dazu bei, das fragile Gleichgewicht zwischen menschlichen Bedürfnissen und Ökosystemleistungen der verfügbaren natürlichen Ressourcen aufrechtzuerhalten, die Ernährungssicherheit zu verbessern, das Risiko von Konflikten zu reduzieren und die Anpassung an Auswirkungen des Klimawandels zu begünstigen. Ziel des Projekts DecLaRe ist es in diesem Kontext, skalierbare Innovationen für einen nachhaltigen Anbau von Nutzpflanzen und eine nachhaltige Tierhaltung in Westafrika zu identifizieren und testweise zu implementieren.
DecLaRe baut dabei auf bereits vorhandenem lokalem Wissen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Datenbanken im Norden von Benin und Ghana auf. Diese werden erweitert durch spezifische Feldexperimente, empirische sozialwissenschaftliche Forschung sowie Modellierung auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene, um ein System zur Entscheidungsunterstützung (Decision Support System, DSS) zu entwickeln, das national, regional und lokal für die Implementierung von nachhaltigen Landmanagement Praktiken genutzt werden kann.
In Modellen werden die Auswirkungen von Innovationen auf die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, das Einkommen der Landwirt:innen und die Resilienz der Systeme gegenüber dem Klimawandel geprüft. Die Projektergebnisse sollen dabei helfen, verschiedene Dimensionen der Landnutzung gleichzeitig einzubeziehen sowie Ausgangspunkte für Konflikte zu erkennen und folglich Entscheidungsträger:innen zu befähigen, wissenschaftsinformierte Strategien zu entwickeln.
Effizienzsteigerung in extensiven weidebasierten Tierhaltungssystemen durch maschineller Lernverfahren und digitaler Technologien
Die Viehzucht in offenen Weideflächen, sogenannten Rangelands, ist ein bedeutendes Landnutzungssystem, das zwischen 15 und 60 Prozent zum landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukt der Länder im östlichen und südlichen Afrika beiträgt. Diese Art der Produktion verbraucht sehr wenig fossile Brennstoffe, erfordert aber viel Wissen und Information.
Das Projekt InfoRange setzt hier an und nutzt die Digitalisierung, um die Tierhaltung effizienter zu gestalten und entwickelt dazu IKT-Lösungen zusammen mit den Nutzergruppen – also u. a. Landwirtschaftsbetriebe und -behörden sowie Tierärzten. Dabei wird das Wissen aller Beteiligten genutzt, um zu erarbeiten, wie digitale Lösungen für besseres Weidemanagement und tierärztliche Versorgung aussehen können und was für eine erfolgreiche Nutzung der IKT-Lösungen benötigt wird. Ähnlich wie beim Geotagging von Fotos und von Live-Verkehrsmeldungen werden nutzergenerierte Informationen, die beispielweise von den Viehhaltern über entsprechende Smartphone-Apps übertragen werden, zusammen mit fernerkundeten Daten kombiniert. Mithilfe von maschinellem Lernen können so Muster in verschiedenen Szenarien erkannt und analysiert werden.
Neben den Landwirtschaftsbetrieben bezieht InfoRange verschiedene Entscheidungsgremien von Anfang an in das Projekt ein, um Ergebnisse zu produzieren, die politische Entscheidungen verbessern können.
Förderung lokaler nachhaltiger Entwicklung durch Technologie und Forschung
Der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum in der südlich der Sahara machen es schwierig, das Land nachhaltig zu bewirtschaften und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen. Oft klafft eine Lücke zwischen bereits vorhandenen, wissenschaftlichen Konzepten zum nachhaltigen Landmanagement und konkreten Lösungsansätzen vor Ort.
Das Projekt Minodu will diese Lücke schließen, indem es vorhandenes Wissen nutzergerecht aufbereitet, lokale Netzwerke schafft und gemeinsam mit den communities konkrete Lösungsansätze entwickelt. Auch berücksichtigt es, wie Ergebnisse an Gruppen weitergegeben werden können, die begrenzten Zugang zu digitalen Technologien haben. Das Ziel ist, Wissen über Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Wassermanagement und Desertifikation sowie relevante Technologien über verschiedene Beteiligungsformate bereitzustellen und zu verbessern.
Zusammen mit communities in Togo erarbeitet das Projektteam, wie man vor Ort konkrete Verbesserungen in Richtung mehr nachhaltiger Landnutzung erzielen kann, welche Ressourcen verfügbar sind und wie die Beteiligten von einem gemeinsamen Netzwerk mit weiteren Akteuren profitieren kann. Digitale Technologien und soziales Handeln werden kombiniert, um neue Möglichkeiten zu schaffen und Verbindungen zwischen den verschiedenen Gruppen zu schaffen. Durch diesen praktischen Ansatz wird das Wissen bei allen Beteiligten nachhaltig verankert und ein emotionaler Bezug zum Thema geschaffen.